Am kommenden Mittwoch wird sich Bundeskanzlerin Merkel erneut mit den Regierungschefinnen und -chefs der Länder über wichtige Fragen zur Bekämp­fung der Corona-Pandemie beraten. Die Stiftung der Rechte zukünftiger Gene­rationen (SRzG) wendet sich entschieden gegen Stimmen aus der Politik, die Schulen trotz einer unter 50 sinkende 7-Tage-Inzidenz geschlossen zu lassen. Vereinzelt waren in den letzten Tagen Stimmen laut geworden, die Schulen erst bei einer 7-Tage-Inzidenz von 25 oder noch niedriger wieder zu öffnen. In einer Güterabwägung muss das Recht von Kindern auf Bildung Priorität haben, sobald die Gesundheitsämter die Nachverfolgung gewährleisten können. Dies ist bei einer 7-Tage-Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner*innen der Fall, so war es monatelang von der Politik kommuniziert worden. Dank der zunehmenden Digitalisierung und Personalaufstockung können ohnehin schon viele Gesundheitsämter auch bei einer 7-Tage-Inzidenz von deutlich über 50 die Kontakte nachverfolgen.

Die junge Generation leidet besonders unter den Corona-Bekämpfungsmaß­nahmen. Ihr Leben wird in einer entscheidenden Entwicklungsphase „eingefro­ren“. Lerndefizite durch geschlossene Schulen können nicht nachgeholt werden, und „Schule ohne soziales Miteinander“ ist auf Dauer untragbar. Jede Woche, in der die Schulen weiter geschlossen bleiben, verlieren wir 2 bis 3 benachteiligte Schüler*innen pro Klasse, so die Lehrerverbände. Die Kollateralschäden von Schulschließungen über den 14. Februar hinaus sind zu hoch. Zumal es möglich ist, wie Österreich gerade vormacht, den Gesundheitsschutz aller Beteiligten in den Schulen zu gewährleisten, wenn man die richtige Teststrategie implemen­tiert. Entsprechend der Verordnung der Bundesregierung ist das Selbst-Testen der Lehrkräfte seit Dezember 2020 möglich. Laut einer Studie der Charité können Privatpersonen die Antigen-Schnelltests ebenso sicher durchführen wie medizinisch-technisches Personal. Die Schulleiter*innen haben die Möglichkeit, Schnelltests zur Diagnostik von aktueller Corona-Infektiösität zu bestellen, sie tun es aber bisher viel zu selten. Ein Grund ist, dass manche Lehrer*innen den Fernunterricht gegenüber einem regelmäßigen Routine-Test mit nachfolgender Präsenz in Schulen vorziehen. Es ist in der Tat unangenehm, jeden Morgen den Nasen-Rachen-Abstrich vor dem Spiegel durchzuführen, aber es gibt inzwischen eben auch den Gurgeltest, der in Österreich zum Einsatz kommt. Dieser ist deut­lich leichter zu handhaben.

Die SRzG fordert die Politik dazu auf, den „Gurgeltest“ so bald wie möglich verpflichtend an Schulen einzuführen.

Generationengerecht ist es, nachrückende Generationen vor dem kumulierten Schaden zu schützen, den Pandemien und Pandemiebekämpfungsmaßnahmen mit sich bringen. Die SRzG zeigt in ihrem Positionspapier „Seuchen und Gene­rationengerechtigkeit“ auf, wie das gelingen kann. Wenn Pandemiebekämpfung durch Schulschließungen erfolgt, dann tragen vor allem heutige Kinder und Jugendliche die Last. Wenn Pandemiebekämpfung durch immer mehr Staats­verschuldung erfolgt, dann zukünftige Generationen. Stimmen von jungen Menschen müssen generell mehr Gehör finden, wenn es um den richtigen Weg der Pandemiebekämpfung geht.