Bericht über das Symposium in Tutzing

Vom 5. Juli bis zum 7. Juli 2002 fand im Schloss Tutzing das Symposium „Was ist Generationengerechtigkeit?“ statt.
Etwa 80 Anwesende (60 Teilnehmer, Referenten, Journalisten) folgten der Einladung, die spannende Inhalte versprach:
Podiumsdiskussionen über die Verankerung von Generationengerechtigkeit im Grundgesetz sowie über die Definition des Begriffs im Allgemeinen, ein breites Workshopangebot und die Verleihung des ersten Generatio­nengerechtigkeits-Preises.
Nach einer thematischen Einführung durch Jörg Tremmel, begann die erste Podiumsdiskus­sion zum Thema „Generationengerechtigkeit aus der Sicht verschiedener Disziplinen“. Dabei vertrat die juristische Sicht Prof. Dr. Kay Waechter (Uni Hannover), die ökonomische Dr. Herwig Unnerstall (Uni Leipzig), die philosophische Prof Dr. Christoph Lumer (Uni Osnabrück) und Prof Dr. Grottian (Freie Uni Berlin) sprach als Politologe. Als Moderator fungierte Prof Dr. Ortwin Renn, Akademie für Technikfolgenabschätzung. Am Anfang drehte sich die Diskussion vor allem um die konkrete Umsetzung von Generationengerechtigkeit, doch schnell ging es um das Absenken des Wahlalters und die daraus entstehende Frage, was die Jugend daran hindert, sich stärker in die Politik und die Zivilgesellschaft einzubringen. Bald schon verlagerte sich die Diskussion vom Podium ins Publikum und ältere sowie jüngere Teilnehmer diskutierten angeregt über Jugendbeteiligung, die „Null-Bock-Generation“ und fehlende Offenheit der im System etablierten Erwachsenen. Auch die Bildungspolitik und „PISA-Misere“ wurde als Thema aufgegriffen. Wen wundert es da, dass Referenten, Moderater und Teilnehmer kein Ende finden konnten und wollten und auch noch zwei Stunden nach dem vorgesehen Ende heftig „stritten“. Herzlichen Glückwunsch an alle Teilnehmer, die in Tutzing einen Diskussionsrekord aufstellten.

Die Teilnehmerschar versammelte sich bereits um 09 Uhr wieder, um den englischsprachigen Vortrag von dem aus den USA extra eingeflogenen Dr. Clark Wolf (University of Georgia) zu hören. Als Philosoph sprach er über „Intergenerational Justice in the internati­onale Debate“ und erhielt großen Beifall. Anschließend hatten die Teilnehmer Gelegenheit, Workshops zu den Themen Bildungs-, Kultur- und Verkehrspolitik, Ökologie und Global Governance zu besuchen. Samstag Nachmittag war die feierliche Überreichung des ersten Generationengerechtigkeits-Preises. Die Fragestellung lautete dieses Jahr: „Wie kann man Genrationengerechtigkeit stärker im Grundgesetz verankern?“
Es gab zwei erste Plätze, die beide an zwei junge Wissenschaftlerinnen gingen: Anemon Boelling (26 Jahre, Studentin der Uni München) und Doris Armbruster (Uni Leipzig). Der dritte Platz ging an Dr. Johannes Rux (35, Uni Tübingen). Die Bundesjustiziministerin Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin, unter deren Schirmherrschaft der Preis steht, wurde von Ministerialdirektor Dr. Lutz Gusseck vertreten, der die Urkunden überreichte. Danach stellten die Preisträger die Essenzen ihrer Arbeit vor.

Beim letzten Programmpunkt – einer Podiumsdiskussion zum Thema „Wie kann man Genera­tionengerechtigkeit stärker in die Politik verankern?“ – konnten sich die beiden ersten Preisträgerinnen als wirklich kompetente Sachverständige neben den geladenen Politikern behaupten. Herr Woestmeyer vertrat hierbei die FDP, Franz Obermeier die CSU und Jerzy Montag die Grünen. Moderiert wurde die Diskussion von Herrn Prof Dr. Dr. Radermacher. Als positiv anzumerken ist, dass es die meiste Zeit über so schien, als ob sich die Politiker nicht nur für den Ausgang der Wahlen, sondern wirklich für das Thema interessierten. Auch wenn die parteienübergreifende Meinung war, dass Generationengerechtigkeit genug verankert sei und von möglichen Grundgesetzänderungen eher abzuraten sei. Doch diesem wenig überraschenden Standpunkt setzte sich nicht zuletzt Anemon Bölling, die einen Generationengerechtigkeits-Rat im Grundgesetz vorgeschlagen hatte, auf dem Podium gute Argumente entgegen. Nach diesem letzten Programmpunkt blieben die meisten Teilnehmer und Referenten noch bis zum nächsten Tag, genossen die herrliche Schlossatmosphäre, so manches Bier und interes­santes Gespräch.

Wir bedanken uns bei der Haniel-Stiftung, der Zeit-Stiftung und der Stiftung Mitarbeit für die finanzielle Unterstützung.