Mehr Alte – wenige Junge:
Wo ist eine Machtverschiebung zwischen den Generationen schon heute sichtbar und wie kann sie ausgeglichen werden?

Die SRzG vergibt zweijährlich den Demografiepreis für Nachwuchswissenschaftler in Höhe von 10.000 Euro. Finanziert wird der Preis von der Stiftung Apfelbaum. Der Demografie-Preis 2010/11 thematisierte die Alterung der Bevölkerung und die daraus resultierende Machtverschiebung:

Plakat Demografie-Preis 2010/2011

Seit langem zeichnet sich der demografische Wandel klar ab: Wir werden weniger und älter. Die aktuelle Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes kommt für Deutschland zu dem Ergebnis, dass die Bevölkerung bis 2060 auf 65 Millionen Menschen zurückgehen wird. Auf 100 Erwerbstätige werden dann 60 Seniorinnen und Senioren kommen. Jeder Dritte wird über 65 Jahre und nur noch etwa jeder Sechste unter 20 Jahre alt sein; heute leben noch ungefähr gleich viele unter 20-Jährige und über 65-Jährige in Deutschland. Bereits im April 2008 warnte der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog vor einer „Rentnerdemokratie“ in Deutschland, um auf die Problematik von immer mehr älteren Wählern hinzuweisen. Aber könnte aus der deutschen Demokratie tatsächlich eine „Gerontokratie“ werden, in der die Jungen nichts mehr zu sagen haben? Der Demografiepreis 2010/11 fragte nach Antworten: Werden Wahlen und Wahlkämpfe durch den demografischen Wandel beeinflusst? Konnte man diesen Trend bereits bei der Bundestagswahl 2009 erkennen, als im Vorfeld der Wahl eine Rentengarantie für die älteren Menschen ausgesprochen wurde? Auch in den Parteien stellt sich die Frage, ob und wie die Alterung in der Gesellschaft sich in ihren Programmen und ihrer Besetzung von Parteigremien inzwischen abzeichnet. Wie können Politik und Gesellschaft auf diese Machtverschiebung reagieren? Gesucht werden innovative Lösungsvorschläge, die das Potenzial haben, eine politische Debatte anzustoßen.

 

Siegerarbeiten

1. Preis (6.000 Euro): Bettina Munimus (Universität Kassel): „Von einer quantitativen Mehrheit zur qualitativen Macht? Ein Untersuchung der Interessenvertreter der älteren Generation“
2. Preis (4.000 Euro): Cornelia Wiethaler (Universität Heidelberg): „Die Idee der Gerechtigkeit nach Amartya Sen in der Anwendung auf das deutsche Sozialsystem – drei Skizzen für ein lokales Verantwortungsmodell“

Die Siegerarbeiten wurden in der Ausgabe 1/2012 des Journals für Generationengerechtigkeit veröffentlicht.

 

Preisverleihung und Symposium

Anlässlich der Verleihung des Demografie-Preises fand am 16. Januar 2012 ein Symposium in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin statt. In Workshops und Podien wurde diskutiert, mit welchen Strategien Politik, Gesellschaft und Wirtschaft auf die neuen Mehrheitsverhältnisse reagieren können. Über 70 Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft und interessierter Öffentlichkeit beteiligten sich an der Veranstaltung, darunter Nadine Schön (MdB CDU), Franz Müntefering (MdB SPD), Michael Stage (future! Die junge Alternative) und  Harald Wilkoszewski (OECD). Die Thesen und Vorschläge der Preisträgerinnen wurden Ausgangspunkt von kontroversen Diskussionen in Fachgruppen und auf dem Podium. Auch bestehende Reformansätze der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen, wie das Wahlrecht ohne Altersgrenze, wurden im Lichte neuer Erkenntnisse aufgegriffen und debattiert. Die Veranstaltung wurde gefördert und ermöglicht durch die Robert-Bosch-Stiftung.