Die deutsche Politik ist veraltet. Bundeskabinett, Bundestagsabgeordnete und Parteispitzen, sie alle haben ein auffällig hohes Durchschnittsalter. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey fühlen sich in der Konsequenz mehr als 80 Prozent der 18- bis 29-Jährigen in der Politik nicht ausreichend vertreten.
„Insgesamt sind junge Menschen heute kaum noch in der Politik repräsentiert. Weder in der Bundesregierung, noch im Parlament, noch in den Parteien spielt die Perspektive der Jungen eine Rolle!“, so Yannick Haan, Mitglied des Vorstandes der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen.

Die Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen (SRzG) fordert, dass drei Posten für Minister*innen in der nächsten Bundesregierung mit unter 35-Jährigen besetzt werden. „Impulse für die Politik gibt in Deutschland zu einem entscheidenden Teil die Bundesregierung. Daher ist es wichtig, dass die Perspektive der Jungen hier ebenfalls zu Wort kommt“, so Haan weiter.
„Bei 15 vorgesehenen Ministerien entsprächen drei Ministerposten 20 Prozent. Damit käme die Bundesregierung ihrem Auftrag nach symbolischer Repräsentation in der Bevölkerung auch bei jungen Menschen nach“, so Haan. Eine derartige Postenverteilung würde die aktuelle Unterrepräsentation beenden. Immerhin gilt es mittlerweile als gesetzt, bei der Verteilung von Posten auch Proporzkriterien zu berücksichtigen, wie es etwa beim Frauenanteil der Fall ist.
Das Durchschnittsalter des geschäftsführenden Kabinetts von Angela Merkel betrug übrigens 59 Jahre – mit sieben Ministern über 60 und keinem unter 40 Jahren – und war damit rund 15 Jahre älter als die Bevölkerung, die es vertrat.

Auch der aktuelle Bundestag ist veraltet. Nur zwölf von 709 Abgeordneten sind unter 35 Jahren – obwohl der Bevölkerungsanteil der Unter-35-Jährigen bei gut einem Drittel liegt. Zwar soll laut Grundgesetz jede*r Abgeordnete das ganze Volk vertreten, trotzdessen kommt die Perspektive der Jungen auch im Bundestag kaum mehr vor.
Die SRZG fordert daher eine Jugendquote für die Bundestagsliste. Durch Jugend- bzw. Nachwuchsquoten sollten auch bei der Listenaufstellung der Parteien 20 Prozent der aussichtsreichen Plätze mit Personen unter 35 Jahren besetzt werden.
Doch nicht nur in Bundesregierung und Bundestag fehlt die Repräsentation der Jungen. Auch innerhalb der Parteien zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Mitglieder der beiden potentiellen Koalitionspartner CDU und SPD verfügen jeweils über ein Durchschnittsalter von 59 Jahren. Daher müssen sich auch die Parteien strukturell öffnen um junge Menschen wieder für die politische Arbeit zu begeistern und den politischen Nachwuchs stärker zu fördern.
Die Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen hat zehn strukturelle Anforderungen an die Parteien formuliert. Neben der grundlegenden Öffnung müssen sie u.a. ihren Mitgliedern wirkliche Entscheidungsmacht geben und endlich eine zeit- und ortsunabhängige Mitarbeit ermöglichen.

Es ist jetzt an der Zeit, dass wir diese Unterrepräsentation junger Menschen im politischen System der Bundesrepublik endlich beenden!“, fordert Haan.

 

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