Die Corona-Krise stellt uns vor lange nicht dagewesene – für die meisten von uns sogar noch nie dagewesene – gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Herausforderungen.
Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, andere Menschen zu schützen und das Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu bewahren, wurden bzw. werden individuelle (Bewegungs-)Freiheiten eingeschränkt. Jede*r einzelne von uns ist nun gefragt auf vorher für selbstverständlich hingenommene Routinen zu verzichten und zumindest für einige Wochen neue Wege des Lebens, Arbeitens oder Lernens zu finden. Zwischen Ausgangsbeschränkungen, Kurzarbeit, Home Office oder Home Schooling sehen sich die meisten von uns mit einer völlig neuen, ungewohnten Situation konfrontiert.
Die gesamte Gesellschaft ist gefordert, um die am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen und das Leben meist älterer Mitbürger*innen – Eltern, Großeltern, Tanten und Onkeln – zu schützen. Gerade von der jungen Generation wird erwartet, dass sie Verantwortung übernimmt und sich einschränkt.
Für viele Menschen bedeutet die Krise Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit oder gar Existenzverlust. Für junge Menschen bedeutet sie v.a. Unsicherheit: darüber wie es in den nächsten Monaten mit Schule, Studium oder Ausbildung weitergehen soll, wie nun die Chancen auf dem Arbeitsmarkt stehen oder wie man sich überhaupt den Lebensunterhalt finanzieren soll. Die junge Generation, die sich durch Nebenjobs das Studium finanziert oder aus arbeitsrechtlichen Gründen geringeren rechtlichen Schutz vor Kündigungen haben, sind hier in besonderer Weise betroffen.
Diejenigen, die das Glück haben, ihrer Beschäftigung weiter nachgehen zu können, sehen sich mit Fragen rund um das Home Office konfrontiert, auf das Arbeitgeber teilweise schlicht nicht vorbereitet sind, während junge Familien gleichzeitig das Arbeiten von Zuhause aus und die Kinderbetreuung unter einen Hut bekommen müssen.
Gleichzeitig steigt die Wertschätzung für Beschäftigte in “systemrelevanten Berufen”, also insbesondere medizinisches und Pflegepersonal, Polizei, Feuerwehr und Mitarbeitende des Einzelhandels, die an ihren Belastungsgrenzen arbeiten und häufig schlecht bezahlt oder unzureichend vor dem Virus geschützt werden. Diese von der Politik und Bevölkerung zunächst rein verbal geäußerte Anerkennung ist jedoch bedeutungslos, solange diese Berufsgruppen nicht auch angemessen und entsprechend ihrer Leistungen entlohnt werden.
Der durch die Corona-Krise verordnete Stillstand des öffentlichen Lebens trifft uns nicht nur persönlich, die Krise erschüttert die ganze Welt, die EU als Staatenbund sowie die deutsche Wirtschaft und die Politik. Letztere hat daher in Rekordzeit und mit großem Konsens ein wirtschaftliches Hilfspaket von bisher 1173 Milliarden Euro verabschiedet. Eine schier unvorstellbare Summe, die mit Sicherheit den Handlungsspielraum der nächsten Generationen über Jahrzehnte hinweg einschränken wird.
Die Frage ist nicht, ob die Corona-Pandemie die Welt und das Leben kommender Generation verändern wird, sondern in welchem Maß.
Neben allem menschlichen Leid birgt die Krise aber auch Chancen – für einen nachhaltigen Neustart der Wirtschaft und ein solidarischeres Miteinander der Generationen. Wir haben es in der Hand, mit solidarischem Verhalten diese Krise zu bewältigen und als Gemeinschaft gestärkt in eine nachhaltige Zukunft hervorzugehen.
Was die Corona-Pandemie für die junge Generationen, für zukünftige Generationen und aus Perspektive der Generationengerechtigkeit bedeutet und was wir daraus für die Zukunft lernen können, das analysieren, kommentieren bewerten wir in den kommenden Wochen in unserer Corona-Blogreihe.