72 Prozent der 18-24-Jährigen Briten haben gegen #Brexit und damit für den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU gestimmt. Hätten nur die Unterfünzigjährigen in Großbritannien abgestimmt, so hätte das Remain-Lager gewonnen. Im Durchschnitt haben diejenigen, die für den Exit gestimmt haben, noch 16 Jahre zu leben, diejenigen die für den Verbleib waren, noch 69 Jahre. Mit anderen Worten: Die älteren Wählerinnen und Wähler haben eine Entscheidung getroffen, mit deren Konsequenzen sie nicht mehr lange zurechtkommen müssen. Der Jugend gehört die Zukunft, sagt man. Aber die Zukunft, die junge Briten sich gewünscht haben, wurde nun gerade auf den SanktNimmerleinsTag verschoben.
Ein junger Brite drückte es so aus: Die Babyboomer haben meiner Generation bei dieser Abstimmung den Mittelfinger gezeigt!
Diese Abstimmung gibt der Debatte über „intergenerational domination“ neue Nahrung. In diesem Zusammenhang werden weitere Vorwürfe laut: So habe die Baby-Boomer-Generation freien Bildungszugang gehabt, d.h. keine Studiengebühren, während sie danach – als sie die Unis verlassen hat und ins Erwerbsleben gewechselt ist – welche eingeführt hat. Sie hat die Leiter abgefackelt, auf der sie selbst nach oben gestiegen ist.
Allerdings war die Wahlbeteiligung der Jungen niedriger als bei den Älteren: „Had the turnout been higher among younger people its influence would have been even greater, but as is usually the case, there was a slight general trend for turnout to increase in line with average age.“ Dabei ist bemerkenswert, dass Oxford und Cambridge, Universitätsstädte mit engagierten Studenten, im Vergleich sehr hohe Wahlbeteiligungsraten hatten. Wer sich nicht an der Wahlurne für seine Zukunft einsetzt, der hat auch keine. Und mehr noch: Bei wichtigen Abstimmungen sollte man den Opa und Oma anrufen, um ihnen den jugendlichen Standpunkt darzulegen. „Call your Grandpa, next time“ so möchte man jungen Britinnen und Briten zurufen. Für die jungen Menschen in Deutschland wird das hoffentlich eine Warnung sein.
Bei der letzten Bundestagswahl 2013 war die Wahlbeteiligung im Durchschnitt 72,4 Prozent. Bei den 60- bis 70-Jährigen war die Wahlbeteiligungsquote mit knapp 80 Prozent am höchsten, während die Wahlbeteiligung bei den 18- bis 21-Jährigen mehr als 15 Prozentpunkte niedriger lag. Es ist zu hoffen, dass die Jugend 2017 ihre Stimme nicht verschenkt. Sofern sie überhaupt von der älteren Generation zur Wahl zugelassen wird. Gerade hat nämlich das Bundesverfassungsgericht eine Klage der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen und 15 Jugendlichen abgewiesen, die das Mindestwahlalter zu Fall bringen wollten.
Auf ZEIT Online forderte Wolfgang Gründinger, Sprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen, eine neue Jugendbewegung: „Wir Jungen müssen uns organisieren. Der Hashtag-Aktivismus kann nur der Anfang sein.“