Von Skady Herkenrath, SRzG-Botschafterin

Europäische Jugendarbeit ist einer der wichtigsten Bestandteile, wenn es dazu kommt, junge Menschen in Europa zu verbinden und die Europäische Union zu stärken. Jugendbegegnungen, europäische Freiwilligendienste, Workcamps, strategische Partnerschaften und vieles mehr fördern jährlich den Austausch junger Menschen in ganz Europa. Auch die Verständigung zwischen den einzelnen Ländern – auch jenen, die nicht zur Europäischen Union, jedoch zum geografischen Europa gehören – werden dadurch gestärkt. Diese genannten, verschiedenen Projekte gibt es nun seit mehreren Jahrzehnten. Hunderttauende junge Menschen (wobei die Definition von „jung“ dabei meist vom jeweiligen Land abhängt, meist aber sind Menschen zwischen 14-30 Jahren gemeint) nahmen an ihnen teil. Ihre Methoden und Programme wurden stets weiter entwickelt. Ein wichtiges Instrument, um die Rahmenbedingungen der Jugendarbeit auf europäischer Ebene festzusetzen, ist die „European Youth Work Agenda“. Durch sie soll unter anderem ein gemeinsames Verständnis von Jugendarbeit in ganz Europa entwickelt werden.

Während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft und des deutschen Vorsitzes im Ministerkomitee im Europarat war Deutschland nun Gastgeber und Veranstalter der dritten „European Youth Work Convention“, welche vom 07.-10. Dezember 2020 online mit über 1.000 Teilnehmer*innen stattfand. „JUGEND für Europa“, die Nationalagentur Deutschlands, organisierte die Veranstaltung im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Teilnehmer*innen, die aus ganz Europa stammten, waren Jugendarbeiter*innen, Trainer*innen, Vertretungen von Jugendverbänden, Forscher*innen und für Jugendpolitik zuständige Mitarbeiter*innen. Jedes Land konnte durch die Nominierung von Delegierten konkret am Prozess teilhaben und ihn mitgestalten – und junge Menschen hatten so die Möglichkeit, direkten Einfluss zu nehmen.

Hauptziel des Kongresses war es, die European Youth Work Agenda zu implementieren: Die Agenda soll helfen, Europäische Jugendarbeit insgesamt zu stärken, Ziele zu setzen und diese konkret zu verfolgen und die Europäische Jugendarbeit in Finanzplänen, Haushalten und Forderungen der Politik zu verankern. An diesen Aufgaben arbeiteten die Delegierten drei Tage lang in verschiedenen Sitzungen und Workshops. Die wichtigsten Themen der Workshops waren vor allem, wie Jugendarbeit alle jungen Menschen erreichen kann, wie Strukturen geschaffen werden können, um mehr Anerkennung für Jugendarbeit zu erreichen, wie junge Menschen bei ihrer Arbeit unterstützt werden können und auch wie die Corona-Pandemie Einfluss auf junge Menschen nimmt. Rapporteure nahmen die Forderungen und Vorschläge der Delegierten aus den einzelnen Arbeitsgruppen auf, um sie anschließend in die Agenda einzubringen. So arbeiteten insgesamt 1.000 Menschen innerhalb kürzester Zeit an der European Youth Work Agenda. Am letzten Tag des Kongresses wurde die Agenda und ihre jeweilige nationale Implementierung innerhalb der nationalen Delegationen besprochen. Die Convention ist Startschuss für den  längeren „Bonn-Prozess“. Dieser hat zum Ziel, die Forderungen und Ziele aus der European Youth Work Agenda zu implementieren. Die Bezeichnung Bonn-Prozess ist kein Zufall – ursprünglich war geplant, dass die Convention im Rahmen der deutschen Ratspräsidentschaft in Bonn tagt. Dies kam aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation letztendlich nicht in Frage. Trotzdem war vor allem die technische Aufarbeitung sehr innovativ und spektakulär: Es gab virtuelle Weihnachtsmärkte, Social-Media-Pinnwände, Dolmetscher*innen für Deutsch, Englisch, Französisch und Gebärdensprache, wichtige Politiker*innen aus Berlin, Brüssel und Europa wurden live zugeschaltet und die Delegierten konnten Poetry-Slams und Live-Bands von Zuhause aus beiwohnen.

Am Ende der Convention kann ich als Teilnehmerin der Deutschen Delegation ein sehr positives Fazit ziehen: Das Event hat – und wird – unglaubliche neue Wege für die Europäische Jugendarbeit schaffen. Nur alle fünf Jahre findet die Convention statt, erst 2025 werden die verschiedenen Akteur*innen wieder gemeinsam tagen. Zu keinem anderen Event kommen so viele involvierte Menschen aus der Jugendarbeit aus ganz Europa zusammen und können sich in verschiedenen Workshops austauschen, inspirieren und gemeinsam an einem Prozess arbeiten, der junge Menschen in Europa noch lange beeinflussen wird. Der Bonn-Prozess wird der Europäischen Jugendarbeit zu mehr Anerkennung, Verankerung und Innovation verhelfen. Somit werden noch mehr junge Menschen erreicht und als europäische Bürger*innen in ihrem Leben positiv beeinflusst – und all das hat Deutschland als Gastgeber im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft geschaffen.

 

Quellenverweise:

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2020): Jugendarbeit in Europa weiterentwickeln. https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/jugendarbeit-in-europa-weiterentwickeln/162892. Abgerufen am 16.12.2020.

European Youth Work Agenda (2020): Agenda: European Youth Work Agenda. https://www.eywc2020.eu/en/agenda/. Abgerufen am 12.12.2020.

European Youth Work Agenda (2020): Boosting Youth Work: A third Convention and a Bonn Process. https://www.eywc2020.eu/en/news/boosting-youth-work-a-third-convention-and-a-bonn-process.9. Abgerufen am 12.12.2020.

Christian Hermann (2020): 3rd European Youth Work Convention. https://ijab.de/angebote-fuer-die-praxis/ausschreibungen/3rd-european-youth-work-convention. Abgerufen am 11.12.2020.

Dunne, Allison / Ulicna, Daniela /Murphy, Ilona (2014): Working with young people: the value of youth work in the European Union. https://ec.europa.eu/assets/eac/youth/library/study/youth-work-report_en.pdf. Abgerufen am 13.12.2020.

 

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Das Beitragsbild zeigt Skady Herkenrath. Alle Delegierten der European Youth Work Convention wurden dazu aufgefordert, ein Bild zu veröffentlichen, auf dem der Satz „To me, Youth Work means…“ vervollständigt wurde. Skady schrieb: „To me, Youth Work means bringing young persons together to build a European Future“.