Gastbeitrag von Igor Dimitrijoski, Geschäftsführer der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen, in der Zeitschrift AWO Meetig 2/2014 (PDF)

In Deutschland mangelt es an Generationengerechtigkeit. Die Folgen und enormen Kosten des demografischen Wandels werden hauptsächlich der jungen Generation aufgebürdet. So darf meine Generation die Rente mit 63 sowie die Mütterrente, welche bis 2030 zusätzliche Kosten von mehr als 200 Mrd. Euro verursachen werden, bezahlen. Gleichzeitig werden wir beides nicht in Anspruch nehmen können. Es ist wenig generationengerecht, dass der Rentenbeitrag laufend steigt und das Rentenniveau gleichzeitig sinkt. Die junge Generation zahlt immer mehr in die Rentenkasse ein, bekommt jedoch immer weniger raus. Von Altersarmut werden wir somit immer stärker betroffen sein, vor allem deshalb, weil junge Menschen zunehmend von prekärer Beschäftigung betroffen sind.

„Generation Praktikum“, das heißt viele unbezahlte Praktika, befristete Arbeitsverträge und gering bezahlte Teilzeitjobs. Unserer Altersarmut ist damit schon vorprogrammiert.

In vorauseilendem Gehorsam macht die Politik Wahlgeschenke für ihre Stammwähler, die ältere Generation. 20 Millionen Rentnern (und Wählern) stehen viele Millionen unter 18-Jährige gegenüber, die nicht wählen dürfen. Die politische Macht der jungen Menschen wird marginalisiert, der demografische Wandel verstärkt diese Entwicklung zusätzlich. Um die politische Marginalisierung der jungen Menschen zu stoppen, müssen auch unter 18-Jährige, welche von den Folgen der heutigen Entscheidungen besonders betroffen sind, über die Zukunft des Landes mitbestimmen dürfen. Dies wäre ein erster wichtiger Schritt zu mehr Generationengerechtigkeit in Deutschland.

Die Bundesregierung rühmt sich für den ersten schuldenfreien Haushalt seit 1969 und verschweigt dabei, dass die bisher wohlhabendste Generation ihren Nachkommen einen Schuldenberg von 2,2 Billionen Euro hinterlässt. Obwohl richtiges Haushalten generationengerecht ist, darf Sparen nicht zulasten von Zukunftsinvestitionen gehen. Genau dort spart sich Deutschland kaputt. Zukunftsinvestitionen in den Bereichen Bildung, Familien und Kinderbetreuung sind unerlässlich, um Deutschland zukunftsfest zu machen. Eine Möglichkeit, Zukunftsinvestitionen zu finanzieren, wäre die Schaffung eines Generationen-Solis in Form höherer Besteuerung sehr hoher privater Erbschaften.

Letztlich ist die mangelnde Generationengerechtigkeit in Deutschland von meiner Generation auch mitverschuldet. So sind junge Menschen in Deutschland unpolitischer denn je und versuchen, sich dem System anzupassen, statt durch eigenes Engagement mitzugestalten. Daher rufe ich alle jungen Menschen auf, sich verstärkt in Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Thinktanks, Unternehmen, Schulen und Universitäten zu engagieren. Die Spielregeln können nur geändert werden, wenn junge Menschen mitmachen. Nur so können wir Jungen mehr Generationengerechtigkeit in Deutschland erreichen.