Deutschland erreichte unter den 28 EU-Staaten den siebten Platz im  ersten europäischen Index für Generationengerechtigkeit, 2016 veröffentlicht vom Think Tank „Intergenerational Foundation“ (www.if.org.uk), der britischen Partnerorganisation der SRzG. Dennoch gibt es drei Faktoren, die das ansonsten positive Abschneiden Deutschlands im EU-Index trüben: eine alternde Bevölkerung, die den Altersabhängigenquotienten ansteigen lässt, unerschwingliche Wohnverhältnisse und hohe Luftschadstoff-Emissionen.

Deutschland erreichte dem Index zufolge in 2014 den dritthöchsten Altersabhängigkeitsquotienten mit 31,5 %; getoppt wird dieses Ergebnis lediglich durch Griechenland (31,6 %) und Italien (33,1 %). Dies spiegelt die Alterung der europäischen Bevölkerung wider und unterstreicht die demografische Herausforderung, die sich den Wohlfahrtsstaaten stellt, die immer mehr ältere Menschen zu versorgen haben, während die Zahl der Arbeitenden stetig sinkt. In Deutschland bedeutet das konkret, das es nun nur noch drei Personen im erwerbsfähigen Alter für jede Person über 65 gibt. Des Weiteren hat sich der Altersabhängigenquotient in Deutschland gegenüber 1990 um 9,5 % erhöht; dies ist das Dreifache des Anstiegs in Großbritannien (2,9 %) im selben Zeitraum.

Der Index zeigt auch, dass in Deutschland 8,7 % des Bruttoinlandprodukts in Renten investiert wird. Dieser Anteil liegt unterhalb des Durchschnittswerts der EU28 und ist ein ganzes Drittel weniger als in Frankreich, wo die Rentenausgaben 12,3 % erreichen. Die Rentenausgaben sind insgesamt seit dem Jahr 2000 um 0,3 % angestiegen, was nahelegt, dass Deutschland versucht, seine Ausgaben in den Griff zu bekommen. Wenn jedoch wie erwartet der Anteil der Personen im Alter von 65plus bis 2080 innerhalb der EU um weitere 10 % ansteigt, müsste Deutschland, wie auch viele andere europäische Länder, sein Rentensystem reformieren.

Mit 54,1 % stimmt der Anteil der deutschen Gesundheitsausgaben, der den Über-60-Jährigen zu Gute kommt, mit dem europäischen Durchschnitt von 54,2 % überein. Das heißt auch, dass immer noch mehr als die Hälfte der Ausgaben im Gesundheitswesen den Über-60-Jährigen zu Gute kommt. Diese Gesichtspunkte könnten erklären, warum Deutschlands Staatsschuldenquote 2014 mit 74,7 % weit über den vom Stabilitäts- und Wachstumspakt angestrebten 60 % lag.

Ebenfalls negativ schneidet Deutschland bezüglich der Treibhausgasemissionen ab. Obwohl Deutschland seit 1990 seine Emissionen um mehr als 42 % reduziert hat, hat es immer noch das fünftschlechteste Ergebnis in der EU: 11,5 Tonnen Emissionen pro Kopf laut den Angaben von 2012.

Junge Deutsche scheinen außerdem mit den unerschwinglichen Wohnverhältnissen zu kämpfen zu haben. 18,9 % der 18- bis 29-Jährigen investieren derzeit über 40 % ihrer Einkommen nach Abzug der Steuern in das Wohnen. Das heißt, dass junge Deutsche bezüglich der relativen Unterkunftskosten die viertgrößte Belastung innerhalb der EU zu tragen haben. Übertroffen wird Deutschland nur von den Niederlanden (23,6%), Dänemark (34,9 %) und Griechenland (45,4 %). Deutschlands Niveau ist doppelt so hoch wie das Österreichs (9,5 %) und übertrifft Belgien (11,9 %) oder Großbritannien (11,4 %) um ein Drittel.

Angus Hanton, Mitbegründer der Intergenerational Foundation (IF), äußert sich wie folgt zu den gewonnenen Erkenntnissen: „Ein zentrales Anliegen der deutschen Regierung sollte die Bewältigung der zunehmenden Krise der Generationengerechtigkeit sein, die die IF festgestellt hat. Ein hoher Altersabhängigenquotient und hohe Rentenausgaben können nicht bewältigt werden, wenn viele junge Arbeitnehmer durch ihren Verdienst nur für sich selbst sorgen können. Diese Ergebnisse sollten ein Weckruf für die Politik sein. Wir können nicht erwarten, dass die Jungen die Last einer alternden Bevölkerung tragen, wenn wir ihnen nicht die erforderlichen Werkzeuge bereitstellen, um wirtschaftlich gut gestellte Bürger zu werden. Es ist daher im Interesse aller Generationen erforderlich, den Ausgaben für die junge Generation eine besondere Priorität einzuräumen.“

Die IF fordert sowohl die nationalen Regierungen als auch die Europäische Kommission dazu auf, sich für ein Programm einzusetzen, das die Balance zwischen den Generationen wahrt. Dazu müssen alle Politiken im Hinblick auf die Auswirkungen, die sie auf junge und zukünftige Generationen haben, neu bewertet werden. Eine Politik, die eine generationenübergreifende Neuausrichtung erreichen möchte, könnte beispielsweise eine strengere Einhaltung der angestrebten Staatsschuldenquote, höhere Investitionen in Bildung, die Heraufsetzung des Rentenalters, die Übernahme des erfolgreichen deutschen Berufsausbildungsmodells, Ermutigung zu mehr demokratischer Beteiligung, die zeitnahe Einführung erneuerbarer Energien und mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung beinhalten.

Für Interviewanfragen, allerdings nur auf Englisch, wenden Sie sich bitte an Liz Emerson von der IF:
Mail: liz@if.org.uk
Telefon: 0044 7971228823

Die angegebenen Daten können Sie auch in der von der IF erstellten visuellen Ansicht nachvollziehen: http://index2016.if.org.uk