Seit 2015 gibt die SRzG gemeinsam mit der in London ansässigen Intergenerational Foundation (IF) die Intergenerational Justice Review (IGJR) heraus. Dies ist die einzige englischsprachige Zeitschrift, die sich ausschließlich mit dem Thema Generationengerechtigkeit beschäftigt. Alle Ausgaben der IGJR sind kostenlos und ohne Registrierung auf der Website erhältlich und sind für Laien, Wissenschaftler:innen und Entscheidungsträger:innen wertvoll.
Die Artikel der diesjährigen Doppelausgabe befassen sich mit dem Thema „Langfristige Friedenssicherung“ und sind die Gewinnerartikel des Generationengerechtigkeits-Preises (GG-Preis) 2023/2024.
Um einen Zustand des „langfristigen“ Friedens zu erreichen, müssten stabile internationale Strukturen und Beziehungen geschaffen werden, die nicht nur aktuelle Konflikte beseitigen, sondern auch Konflikte in der Zukunft extrem unwahrscheinlich machen. Dies würde sicherstellen, dass die jetzt lebenden Menschen und künftige Generationen die Bedingungen und Möglichkeiten haben, sich zu entfalten. In dieser Doppelausgabe des IGJR wird Frieden erstmals als Thema der Generationengerechtigkeit behandelt. In dieser Ausgabe untersuchen unsere Autor:innen die Dynamik, die Ursachen und die Folgen von internationalen und zivilen Konflikten und tragen zu einer erweiterten Definition von „Frieden“ und „Friedenssicherung“ bei. Die sie betrachten verschiedene Methoden der Friedenssicherung und betonen die Dringlichkeit von Reformen und Verbesserungen.
Der erste Artikel in der IGJR 1/2024 von Michael Haiden – der im letzten Sommer den ersten Preis in der GG-Preis gewann – hebt die Rolle hervor, die humanitäre Interventionen bei der Schaffung von Frieden spielen können. Während häufig die unmittelbaren Auswirkungen solcher Interventionen betrachtet werden, (wenn z.B. politische Entscheidungsträger:innen analysieren, ob eine Verbesserung der Lebensbedingungen oder eine Verringerung der Zahl der Todesopfer erreicht wurde), betrachtet Haiden die langfristigen Auswirkungen humanitärer Interventionen. Er argumentiert, dass sie normative Veränderungen bewirken können, da sie die Normen der globalen Solidarität fördern und die Norm der nationalen Souveränität schwächen. Wie Haiden seine These vorstellt, ist hier auf Instagram zu sehen.
Der zweite Artikel in der IGJR 1/2024 wurde von Ibrahim Khan verfasst, einem der fünf Zweitplatzierten des GG-Preises. Dieser Artikel lenkt die Aufmerksamkeit auf bisher vernachlässigte Friedens- und Konflikttheorien von Wissenschaftler:innen aus dem globalen Süden. Unter Bezugnahme auf die Theorien von Rabindranath Tagore, N.B Bonjaree und Radhabinod Pal plädiert Khan für eine Reform des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, um die dort bestehenden strukturellen Machtungleichgewichte zu beseitigen.
Zur Eröffnung der IGJR 2/2024 liefern Augustine Akah und Brian Chaggu eine phänomenologische Analyse der Dynamik aktueller und neu entstehender Konflikte, wobei sie den Konflikten, die zu einem Atomkrieg eskalieren können, besondere Aufmerksamkeit widmen. Ihre Analyse der unterschiedlichen Konzepte von Frieden und Friedenssicherung bildet eine fruchtbare Grundlage für die drei von ihnen vorgeschlagenen globalen Prioritäten zur langfristigen Friedenssicherung. Diese konzentrieren sich auf die Schaffung einer Solidarität für den Frieden und das Engagement für die Beseitigung von Atomwaffen, sowie die Förderung proaktiver Diplomatie.
Der zweite Artikel der IGJR 2/2024 von Lukas Kiemele untersucht schließlich die Rolle des Klimawandels und der historischen kolonialen Ungerechtigkeit bei der Entstehung heutiger Konflikte. Kiemele tut dies durch die Linse der Diskussion über das „Anthropozän“ („Anthropocene“), eine vorgeschlagene neue Ära, in der der Mensch geologische Auswirkungen auf die natürliche Welt hat. Er stellt die klassische humanistische Geschichtsschreibung der Moderne in Frage, kritisiert die angenommene Beziehung zwischen Entwicklung und Friedenssicherung und plädiert für radikale Veränderungen unserer globalen Machtstrukturen und der Art und Weise, wie wir unsere Beziehung zur natürlichen Welt betrachten.
Wie immer enthält die IGJR auch eine Reihe von Buchbesprechungen neuer und relevanter Veröffentlichungen. In diesem Fall enthält die IGJR 1/2024 eine Rezension von Can War Be Justified? A Debate (2023) von Andrew Fiala und Jennifer Kling und What is Intergenerational Justice? (2023) von Axel Gosseries. Der IGJR 2/2024 enthält Rezensionen von The Path to Zero: Dialogues on Nuclear Dangers (2012) von Richard Falk und David Krieger und Justice Across Ages: Treatment Young and Old as Equals (2021) von Juliana Bidadanure.
Der IGJR 2024 hofft, junge und alte Leser:innen für das Thema der Förderung eines langfristigen Friedens zu motivieren und zu einem besseren akademischen Verständnis der Methoden zur Friedenssicherung beizutragen. Wenn das Ziel, langfristigen Frieden zu schaffen, erreicht würde, wäre die globale Zusammenarbeit bei der Bewältigung anderer Probleme wie Armut, Klimawandel, Gesundheitsversorgung und Gerechtigkeit viel leichter zu erreichen. Ein globaler Wandel, der die Voraussetzungen für einen positiven Frieden schafft, war sicherlich noch nie so wichtig wie heute.
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