Am 7.10.2025 führte die Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen (SRzG) vor dem Deutschen Bundestag eine kreative Protestaktion durch. Ziel war es, auf ein Privileg aufmerksam zu machen, welches kaum ins 21. Jahrhundert passt: der Großteil der arbeitenden Bevölkerung zahlt Beiträge zur gesetzlichen Rentenversorgung, die Abgeordneten nicht. Nur wer einzahlt, bekommt dort nach dem Äquivalenzprinzip auch später Auszahlungen. Und auch bei den Auszahlungen sind die Mitglieder des Bundestags (MdB) bevorteilt. Sie erhalten, ohne jemals eingezahlt zu haben, ein Altersgeld, welches pro Monat viel höher ist als bei den Rentenversicherten. Schon nach einer Legislaturperiode haben MdB einen monatlichen Altersgeldanspruch von fast 1.200 €, dafür müssen durchschnittliche Angestellte und die werktätige Bevölkerung 29 Jahre arbeiten bzw. in die Rentenkasse einzahlen.

Noch deutlicher wird die Diskrepanz, wenn man sich den Maximalanspruch für einen Abgeordneten anschaut. Der liegt derzeit bei knapp 7.700 € und wird schon nach 21 Jahren, also nach einem halben Arbeitsleben, erreicht. Dagegen liegt die Höchstrente derzeit bei knapp 3.600 €, dafür muss ein Arbeitnehmer aber 45 Jahre lang stets bis zur Betragsbemessungsgrenze in die Rentenversicherung einzahlen, also mehr als 8.000 € im Monat verdienen.

Ein hervorragender Beitrag des Mitteldeutschen Rundfunks (von Minute 19:35-31:08), stellt sehr viele Fakten rund um dieses Thema zusammen.
Die Theater-Aktion vor dem Bundestag
Anstelle einer klassischen Kundgebung wählte die SRzG eine ungewöhnliche Form des Protests: eine öffentliche Theaterperformance. Dabei schlüpften zwei Beteiligte in historische Kostüme und spielten Adelige, während zwei als gewöhnliche Bürger auftraten. Das Theaterspiel stellte die krasse Besonderheit der Abgeordnetenpensionen dar, auch im internationalen Vergleich, und verglich sie mit den Privilegien des Adels früherer Zeiten. Ironie sollte helfen, die Absurdität des Pensionsprivilegs unserer Mitglieder des Bundestags sichtbar zu machen. Hier geht’s zur Vollversion des Drehbuchs. Ein Auszug ist ebenfalls verfügbar:
Bürger:in 1: Bereits nach einer einzigen Wahlperiode von vier Jahren besteht ein Altersentschädigungsanspruch von knapp 1200 Euro. Das entspricht mehr als dem Siebenfachen der Rentenanwartschaft von unsersgleichen. Unfair finde ich das! Die haben doch eine Vorbildfunktion! Und durch ihr Pensionsprivileg zeigen sie doch allen, dass sie der gesetzlichen Rentenversicherung nichts mehr zutrauen. Sonst würden sie sich ja auch selbst einbeziehen.
Die Adeligen, die bis jetzt im Hintergrund so getan haben, als würden sie nicht zuhören und sich von der Gruppe der Bürger:innen abgrenzen werden auf einmal hellhörig.
Adelige:r 1: Also so etwas verbitte ich mir. Wir haben eben eine ganz besondere Verantwortung. Wir machen Gesetze.
Bürger:in 2 (aufgebracht): Die euch nicht betreffen! Anders als in Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Polen, Portugal, Spanien, Serbien, Slowakei, Slowenien und vielen anderen Ländern. Überall dort wurden früher geltende Sonderregelungen für Abgeordnete in den letzten Jahren abgeschafft, oder bestanden noch nie. Und dort machen die Abgeordneten auch Gesetze! Sagt euch das Wort „Solidargemeinschaft“ eigentlich etwas?
Statisten: Aufgebrachte Zustimmung der Bürger:innen. Die Adeligen bleiben etwas zurückhaltender – arroganter.
Adelige:r 2: Na, jedenfalls besagt es nicht, dass ich in die Rentenkasse einzahlen muss.
Zum Abschluss ließen die Beteiligten goldene Luftballons mit der Aufschrift „Abgeordnetenpension“ zerplatzen – eine einfache, aber einprägsame Geste, die zeigen sollte, dass die Abschaffung des Pensionsprivilegs der Abgeordneten keinen Aufschub mehr duldet. Die Zeit dafür ist jetzt, in der laufenden Legislaturperiode! Ab der nächsten Wahlperiode sollten dann neue Regeln der Altersversorgung gelten.
