Die Gase, die das Weltklima anheizen, sind unsichtbar, die Zahlen zu CO2-Emissionen abstrakt und Zusammenhänge zwischen unserem Handeln und der Erderwärmung nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich. Esther Gonstalla aber schafft es, in ihrem beim oekom Verlag erschienenen Buch „Das Klimabuch. Alles, was man wissen muss, in 50 Grafiken“ komplexe Wechselwirkungen sichtbar zu machen und Fakten zur Klimakrise anschaulich darzustellen. Das großformatige Buch zeigt auf 128 in Grau- und Grüntönen gehaltenen Seiten sowohl Hintergründe und Auswirkungen der Klimakrise als auch Lösungsmöglichkeiten auf. Jede Doppelseite ist ein kleines Kunstwerk: Die freie Buchgestalterin arbeitet mit Grafiken, um die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Klimakrise leicht verständlich zu vermitteln, Text setzt sie nur sparsam ein. So schafft Esther Gonstalla ein informatives Werk, das Fach- und Bilderbuch zugleich ist.

Wie funktioniert das globale Klimasystem? Warum führt die Veränderung des Klimas zu mehr Armut in Afrika? Wie hängen Rußpartikel, schmelzende Gletscher und Nahrungsmittelknappheit zusammen? Welches Potential hat die Verkehrswende zur Emissionseinsparung? Auf all diese Fragen gibt das Klimabuch eine Antwort. Im ersten Teil des Buches werden die Grundlagen für die Erderwärmung erklärt. Die Grafiken geben einen Überblick über die Funktionsweise des natürlichen Klimasystems und zeigen, wie die vom Menschen produzierten Treibhausgase dieses durcheinanderbringen. Wie die Gase in die Atmosphäre gelangen und wer dafür verantwortlich ist, erklärt die Autorin im nächsten Kapitel. Auch Auswirkungen der Klimakrise auf das Leben von Mensch und Tier behandelt das Buch ausführlich. Dabei geht Esther Gonstalla nicht nur auf die direkten Folgen der Erwärmung, wie das Abschmelzen von Meereis und Gletschern, ein. Sie macht auch klar, wie diese in Form von Extremwetterereignissen und Lebensmittelknappheit das Leben von Millionen Menschen beeinflussen werden. Trotz dieser düsteren Aussichten zeichnet die Autorin im letzten Teil des Buches einen Hoffnungsschimmer an den Horizont. Sie stellt sowohl Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen als auch Wege, mit den Folgen der Klimakrise umzugehen, vor und gibt Tipps, wie man als Einzelne*r zur Rettung des Weltklimas beitragen kann. Innerhalb der einzelnen Kapitel ist der rote Faden nicht immer klar zu erkennen. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, da jede Seite für sich allein steht und auch unabhängig vom restlichen Buch verständlich ist.

Blick ins Buch

©Grafiken: Esther Gonstalla/Das Klimabuch/oekom Verlag

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Zahlen, die in Tabellen und wissenschaftlichen Texten abstrakt und dröge wirken, gewinnen durch ihre Darstellung in Grafiken an Deutlichkeit: Plötzlich versteht man, wie groß die Menge an CO2 tatsächlich ist, die Deutschland im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn ausstößt, wie weit das Meereis bereits zurückgegangen ist und in welch´ großem Ausmaß die europäische Nachfrage nach Soja, Rindfleisch und Palmöl die Rodung der Regenwälder befeuert. Auch die Landkarten führen eindrücklich vor Augen, was man eigentlich schon weiß: Die Folgen der Klimakrise haben vor allem die zu tragen, die am wenigsten zu ihrer Entstehung beigetragen haben. Die Grafiken im Klimabuch sind ideal, um die komplizierten und abstrakten Sachverhalte im Bereich der Klimakrise verständlich und vor allem einprägsam zu vermitteln. Auch dass die Autorin immer wieder einzelne Weltregionen unter die Lupe nimmt und den Blick beispielsweise auf das bedrohte Amazonasgebiet, schmelzende Himalaya-Gletscher und das industrielle Deutschland lenkt, macht Ursachen und Folgen der Klimakrise greifbarer.
Für die Lektüre sind keine Vorkenntnisse zur Klimakrise nötig. Für Neulinge auf diesem Gebiet führt die Autorin Fachbegriffe ein und erklärt Grundlagen leicht verständlich, ohne sie dabei zu sehr zu vereinfachen. Aber auch Klimaexpert*innen können aus dem Buch spannende neue Erkenntnisse ziehen und durch die eindrucksvollen Grafiken ein besseres Verständnis für altbekannte Fakten entwickeln.

Das Klimabuch ist sehr zu empfehlen. Es übersetzt komplizierte Sachverhalte in übersichtliche Grafiken, die im Kopf bleiben. Die im wahrsten Sinne des Wortes bildliche Vorstellung der Folgen der Klimakrise, die es hervorruft, rüttelt auf. Als Fachbuch vermittelt es eine Menge Wissen über den Klimawandel und eignet sich als umfassendes Nachschlagwerk für Fakten rund um die Erderwärmung. Gleichzeitig ist das Klimabuch ein kurzweiliges Bilderbuch, das sich zum entspannten Durchblättern eignet – soweit man bei den erschreckenden Informationen, die es zur Klimakrise liefert, entspannt bleiben kann.

 

 

 

Das Buch „Das Klimabuch. Alles, was man wissen muss, in 50 Grafiken“ von Esther Gonstalla ist im August 2019 beim oekom Verlag erschienen und kostet 24 €.
Passend zur Botschaft ist die Hardcover-Ausgabe klimaneutral produziert. Das Klimabuch ist auch als E-Book erhältlich.