Jugendquoten – eine Antwort auf die Alterung der Gesellschaft?

Demografie-Preis 2012/2013

Die Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen (SRzG) vergibt in Zusammenarbeit mit der Intergenerational Foundation (IF) den mit 10.000€ dotierten Demografie-Preis an Nachwuchswissenschaftler/innen, der von der Stiftung Apfelbaum gefördert wird. Der Demografie-Preis 2012/13 beschäftigte sich mit Jugendquoten als Antwort auf die Alterung der Gesellschaft. Der demografische Wandel hat in vielen Industrie- und Entwicklungsländern eine alternde Gesellschaft zur Folge. Laut Statistikern wird in Großbritannien beispielsweise der Bevölkerungsanteil der über 84-Jährigen im Jahr 2050 mehr als doppelt so hoch sein wie heute.  Die erwartete Anzahl der Menschen zwischen 16 und 64 Jahren soll im gleichen Zeitraum von 65 auf 59 Prozent sinken. Ähnliche Tendenzen sind in ganz Europa zu beobachten. Eine alternde Bevölkerung hat evidente Veränderungen auf Wahlen und die politische Repräsentation zwischen den Generationen zur Folge. Wird es für die jüngere Altersgruppen zunehmend schwerer werden, ihren politischen Willen durch ihre (weniger werdenden) Wählerstimmen auszuüben? Wird unsere Demokratie zu einer „Herrschaft der Alten“?
Die Einführung von Jugendquoten könnte in diesem Sinne eine Maßnahme sein, um dem Trend entgegenzuwirken und sicherzustellen, dass die junge Generation gesellschaftlich nicht ausgegrenzt wird. Durch Jugendquoten wird ein bestimmter Prozentsatz bestimmt, in dem junge Leute in einem Ausschuss oder Vorstand vertreten sein müssen, während eine Vertretung der Jugend hingegen einen dauerhaften Sitz für Jüngere in solchen Gremien festlegt. Im Kontext dieser Debatte werden Fragen an mehrere wissenschaftliche Disziplinen aufgeworfen. So könnte aus politikwissenschaftlicher Sicht untersucht werden, ob demokratische Prinzipien durch eine Quotenregelung in Parlamenten verletzt würden oder ob Jugendquoten den Einfluss junger Leute auf Entscheidungsfindungs- und Gesetzgebungsprozesse tatsächlich spürbar erhöhen würden. Aus juristischer Sicht könnte interessant zu betrachten sein, ob Jugendquoten mit nationalem und europäischem Recht zu vereinbaren sind. Gibt es Beispiele für die Implementierung von Quotenregelungen, beispielsweise für Frauen oder ethnische Minderheiten, an denen potentielle rechtliche Herausforderungen bereits untersucht wurden? Auch philosophische Fragen stellen sich: Muss ein Parlament die demografische Struktur einer Gesellschaft reflektieren, um gerecht zu sein? Welche Lehren sind aus der Debatte um umstrittene Thema der „Positiven Diskriminierung“ („affirmative action“) im Hinblick auf Gerechtigkeit zu ziehen?

Siegerarbeiten

1. Preis: Juliana Bidadanure: „Better Procedures For Fairer Outcomes: Are Youth Quotas Required by Intergenerational Justice?“
2. Preis: Fatema Jahan: „Youth Quotas and Youth-i-zation Or Youth Leadership and Youth Movement? – A response to age demographics“
Den 3. Preis teilten sich:
Tobias Hainz: „Sind Jugendquoten eine Form der Altersdiskriminierung?“
Elias Naumann, Moritz Heß und Leander Steinkopf: „Der Generationenkonflikt in Europa. Die Jugendquote: von den Europäern gewollt?“

Die Siegerarbeiten wurden in der Ausgabe 2/2014 des Journals für Generationengerechtigkeit veröffentlicht.

Preisverleihung und Symposium

Die Siegerarbeiten wurden am 25/26. Oktober 2013 im Rahmen des internationalen wissenschaftlichen Symposiums „Youth Quotas – The Answer to Changes in Age Demographics?“ in Stuttgart prämiert. Die Veranstaltung fand in englischer Sprache statt und wurde von der Stiftung Apfelbaum, der Fritz Thyssen Stiftung und ENRI-Future gefördert.
Eine auführliche Dokumentation des Symposiums finden Sie in der Ausgabe 2/2015 der Intergenerational Justice Review. Mehr Informationen zu den Diskussionen sind hier zusammengefasst.